Adriafrage, Bezeichnung für den Kampf um die Vorherrschaft im Adriatischen Meer. Die A. im heutigen Sinn geht auf die Gründung des Kgr. Italien zurück, das mit seinen Ansprüchen auf die Adria als das Mare nostro (ital. ›unser Meer‹) die Erbschaft der Rep. Venedig antrat. Die Irredenta in Triest und Fiume und die Stärkung des ital. Einflusses in Albanien sollten den Zielen Italiens in mehr oder weniger offenem Gegensatz zu Österreich-Ungarn vorarbeiten. Im Weltkrieg ließ sich Italien, nachdem es noch 1914 Valona besetzt hatte, am 26. April 1915 im Londoner Vertrag den Beitritt zur Entente u. a. durch Anerkennung seiner Ansprüche am Ostufer der Adria erkaufen. Zwar mußte es dann in den Friedensschlüssen auf das ihm neben Triest und Istrien zugesicherte Norddalmatien (mit Ausnahme von Zara) und auf Albanien verzichten; aber es erlangte durch die Verträge von 1920 und 1924 mit Jugoslawien doch noch Fiume. Der alte ital.-österr. Kampf um die Adria hat sich seitdem als scharfer ital.-jugoslaw. Gegensatz fortgesetzt. Dem faschistischen Italien ist es gelungen, seit 1926 in Albanien den entscheidenden Einfluß zu gewinnen.