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Brockhaus
Name a Amerikanische Philosophie*
ID b brhe•e15•v21•b•A•Amerikanische_Philosophie
Category d entry
Attributes
PageID q p02500
Scan v Amerikanische Philosophie
Text w

Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Ergänzungsband A—Z (1935), S. 25.

Amerikanische Philosophie. Von 1870 bis zur Gegenwart. Die A. P. gewinnt erst seit etwa 1870 arteigene Prägung. Die idealistische Strömung ist auch weiterhin mächtig und findet hervorragende Vertreter. Ihre führenden Geister sind B. P. Bowne (1847—1910), der eine personalistische, an Lotze sich anlehnende und von Renouvier beeinflußte Lehre mit starker Wendung zum Religiösen vertrat, und J. Royce, der, ebenfalls Lotze nahestehend, einen von Hegelschen Motiven durchdrungenen absoluten Idealismus entwickelte, der in eine vom Persönlichkeitsgedanken getragene Metaphysik ausmündete. Andere Denker der idealistischen Bewegung sind G. T. Ladd, J. Watson, G. H. Howison, der einen pluralistischen Personalismus vertrat, und von Deutschbürtigen Hugo Münsterberg, der eine Wertphilosophie auf Fichtescher Grundlage schuf. Von hervorragender Bedeutung für die mehr wissenschaftlich als weltanschaulich gerichtete Philosophie Nordamerikas wurde das nach allen Seiten hin anregende und befruchtende Werk von C. S. Peirce (1839—1914), von dem fast alle heute lebenskräftigen Richtungen Anregung gewannen: der Pragmatismus sowohl wie der Idealismus, die mathematische Logik ebenso wie die neurealist. Erkenntnistheorie. Der erste amerik. Denker von weltweiter Geltung und Anerkennung ist William James (1842—1910). Er gilt vor allem als Begründer des Pragmatismus. Er vertrat ferner einen »radikalen Empirismus«, womit er den Anschluß an die brit. Überlieferung vollzog; seine Metaphysik baute sich auf einem personalistischen Pluralismus auf, und in der Psychologie überwand er den Assoziationsmechanismus und vollzog die Wendung zu einem aktivistischen Voluntarismus. Der Pragmatismus wurde sodann von John → Dewey (Bd. 21), dem als bes. amerikanisch geltenden Denker der Gegenwart, zum Instrumentalismus fortgebildet. Er ist der Vertreter eines neuen Humanismus, der sich vor allem in den prakt. Zweigen der Philosophie stark ausgewirkt und die spekulative Richtung zurückgedrängt hat.
Von engl. Denkrichtungen, die amerikanisches Denken beeinflußt haben, ist zunächst die schott. Philosophie des Common sense zu nennen, die sich hier länger gehalten hat als an ihrer Ursprungsstätte; sie wurde von J. M’Cosh 「McCosh」, Noah Porter u. a. vertreten. Ferner hat auch der Evolutionismus Darwin-Spencer-scher Art nach der Neuen Welt hinübergewirkt, so in den Schriften von J. W. Draper, E. L. Youmans, J. Fiske, T. H. Morgan und in modernisierter Form bei L. 「J.」 Mark Baldwin, J. W. 「E. 」 Boodin usw. Eine Abart des Comteschen Positivismus, jedoch ohne antimetaphysische Gesinnung, stellt die Lehre von P. Carus dar. Der amerik. Realismus, der z. T. auf Aristoteles zurückgeht, z. T. mit ähnl. Bestrebungen der neueren deutschen und engl. Philosophie sowie mit der modernen Naturwissenschaft in Verbindung steht, hat sich in zwei Lager gespalten, in die sog. Neurealisten und kritischen Realisten. Hauptvertreter der ersteren Richtung sind R. B. Perry, E. B. Holt, E. G. Spaulding, der letzteren G. Santayana, A. K. Rogers, R. W. Sellars, C. A. Strong. Hier steht die Erkenntnistheorie im Mittelpunkt des Philosophierens. Wenn sich auch noch keine einheitl. Schule mit festem Lehrbestand herausgebildet hat, so handelt es sich doch um eine starke, reich gegliederte, immer größeren Einfluß gewinnende Strömung. Auf dem Gebiete der Psychologie, zumal der experimentellen, hat die amerik. Forschung Hervorragendes und in mancher Hinsicht Bahnbrechendes geleistet. Es sind hier folgende Namen hervorzuheben: G. T. Ladd, W. James, G. Stanley Hall, H. Münsterberg, J. Mark Baldwin, E. B. Titchener. Psychol. Laboratorien wurden an den meisten Universitäten eingerichtet.
References x
Rogers: English and American philosophy since 1800 (1922); Parrington: Main currents of American thought (I, 1927); Selbstdarstellungen der amerikan. Philosophen in Contemporary American philosophy, hg. v. Adams und Montague (2 Bde., 1930); Contemporary Idealism in America, hg. v. Barrett (1932).

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