✶Börse. Die Folgen der wirtschaftl. Krisen nach dem Weltkriege haben auch an den B. in steigendem Maße zu Mißständen geführt, die sie ihrer Aufgabe, für den in Wertpapieren angelegten Teil des Volksvermögens einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage herzustellen, nicht mehr gerecht werden ließen. Mit der Übernahme der Regierung durch den Nationalsozialismus wurde deshalb eine Börsenreform in die Wege geleitet. Sie richtet sich nicht gegen die Einrichtung der B. als solche, sondern nur gegen die vielfach volkswirtschaftlich schädliche Art und Weise ihrer Tätigkeit. Zunächst wurde auf dem Verordnungswege eine Verkleinerung und Umbesetzung der Börsenvorstände vorgenommen unter gleichzeitiger Erweiterung ihrer Befugnisse sowie einer Stärkung des Regierungseinflusses. Ferner ergriff man Maßnahmen zu strengerer Kontrolle der Börsenbesucher, schränkte die Zahl der Börsenmakler ein und grenzte ihre Pflichten, vor allem »die amtl. Feststellung der Börsenpreise durch die Kursmakler unter Aufsicht der Maklerkammer« (Ges. zur Änderung des Börsenges. v. 5. März 1934), schärfer ab. Durch VO. des Reichswirtschaftsministers v. 28. Sept. 1934 sind die Aufsichtsbefugnisse der Landesregierungen über die B. auf den Reichswirtschaftsminister übergegangen. Mit Wirkung ab 1. Jan. 1935 wurde von ihm die Verminderung der Zahl der deutschen Wertpapierbörsen von 21 auf 9 verfügt. Ferner wurde ein Umbau der Börsenordnungen im Sinne des Führerprinzips, eine schärfere Sichtung der an den B. zu handelnden Wertpapiere und deren günstigere Verteilung auf die Berliner Zentralbörse und die Provinzbörsen vorgenommen. Bemühungen, das Wort »Börse« in Rücksicht auf die stark börsenfeindliche Stimmung in der Öffentlichkeit durch eine andere Bezeichnung zu ersetzen, sind für die Wertpapierbörsen ohne Erfolg geblieben, während man für das Wort »Produktenbörse« die Bezeichnung »Amtlicher Großmarkt für Getreide- und Futtermittel«, abg. »Getreidegroßmarkt«, eingeführt hat.