Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Ergänzungsband A—Z (1935), S. 72—73.
Banater Schwaben, Gesamtheit der deutschen Siedler im → Banat (Bd. 2), einer der kräftigsten und wichtigsten Außenposten des Deutschtums. Deutsche wurden im Banat teils im Verlauf einer durch Mercy geleiteten Kolonisation zur Regierungszeit Karls VI., teils durch Maria Theresia und Joseph II. angesiedelt; im 19. Jahrh. folgten schwächere Nachschübe aus Böhmen. In dem ersten Zeitabschnitt entstanden auch franz.-lothring. Dörfer (z. B. Charleville), die aber eingedeutscht wurden. Seit 1717 wurden die B. S. an der Militärgrenze gegen die Türken in einem größtenteils entvölkerten Gebiet angesiedelt, später z. T. durchsetzt mit rumän., serb. und magyar. Siedlungen. Seit 1867 begann eine Magyarisierung bes. der oberen Schichten, der Männer wie der Dichter A. Müller-Guttenbrunn entgegenzuwirken suchten. Die B. S. sind zu drei Vierteln in der Landwirtschaft beschäftigt, sie haben es verstanden, ihre Besitzungen durchweg zu Musterbetrieben zu machen. Stammesmäßig sind sie zum überwiegenden Teil Pfälzer, Mosel- und Rheinfranken, Alemannen und Lothringer. Sie wohnen im Tiefland in großen planmäßig, z. T. schachbrettartig angelegten Dörfern, im östl. Berglande in kleineren Siedlungen. Das Haus kehrt den Giebel zur Straße und vereinigt Wohnung und Pferdestall, dem sich der Kuhstall anschließt; der Speicher liegt gegenüber. In Sitte und Brauch ist starke Einheitlichkeit bewahrt, sie tragen noch überwiegend die Züge der deutschen Heimat (z. B. Nikolaus, Weihnachten, Dreikönige, Kinderspiele, Erntebräuche usw.). Von den Mundarten erhielten sich bes. die rheinfränkischen, ferner die moselfränkischen, zu denen bayrisch-rheinfränkische Mischmundarten kommen.