Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Ergänzungsband A—Z (1935), S. 83.
Bauerntöpferei, Zweig der Volkskunst, bes. ausgezeichnet durch große Bodenständigkeit und durch Bildsamkeit seines Werkstoffes und Mannigfaltigkeit seiner Arbeitsweise. Die Erzeugnisse werden aus Tonerde geschaffen und durch Brennen gebrauchsfertig gemacht, ursprünglich mit der Hand ausgeformt, später auf der Drehscheibe gleichmäßiger gestaltet. Zuerst tritt als Zierform an Gefäßen aus unglasiertem Ton Ritz- und Schnurornamentik auf, später mit Glasur. Die Zubereitung der Tonmasse umfaßt mehrere Stufen des Reinigens, Erweichens und Gleichmäßigmachens, während die Ausstattung durch Ritzen und Stechen, durch Prägen mit Buchsbaumstempel, durch Bemalen in Oxydfarben, durch Auflegen von Reliefs, Überziehen mit durchsichtiger Bleiglasur und Bedecken mit undurchsichtiger Zinnglasur erfolgt. Technisch verschiedene Gruppen sind das unglasierte Tongut älterer Zeit, das steinharte Steinzeug mit durchsichtiger Salzglasur, Hafnerkeramik mit gefärbter Bleiglasur, Halbfayence mit weißem Anguß und Fayence mit weißer deckender Zinnglasur, auf der mit Oxydfarben gemalt wird. Landschaftlich verschiedene Gruppen sind zahlreich, meist durch zeitlich verschiedene Übernahme von Motiven der höheren Stilkunst weiter abgewandelt und durch Bilder, die z. B. auf alte Drucke, Haussegen und Volksbücher zurückgehen, sowie durch Inschriften bereichert. Bes. bekannt sind durch Töpferkunst der Niederrhein, Raeren, Frechen und Siegburg, das hess. Kannenbäckerland mit Höhr und Grenzhausen, Thüringen mit Altenburg und Thalbürgel, Sachsen, Schlesien mit Bunzlau, Franken mit Creußen.