Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Ergänzungsband A—Z (1935), S. 98—99.
Beringung, das Verfahren, freilebende Vögel mit Erkennungsringen zu versehen. Es ist in großem Maß zuerst Ende des 19. Jahrh. durch H. Chr. C. Mortensen (Dänemark) versucht worden. Ein Ring aus Metall (meist Aluminium) wird dem Lauf (Fuß) des nestjungen oder vorübergehend gefangenen Vogels so umgelegt, daß er nicht drückt (→ Fußring, Bd. 6). Aufschrift und Ziffer ermöglichen Rückmeldung durch den Finder an die Beringungsstation (in Deutschland Vogelwarten Rossitten und Helgoland). Diese Wiederfunde erfolgen rein zufällig und nur in einem Bruchteil der Fälle, aber es sind bis 1934 doch ungefähr 12 000 europ. Vögel in mehr als 100
km Entfernung vom Beringungsort gemeldet worden. Erst durch die Ringfunde ist die Zugweise vieler einheimischer Vögel bekanntgeworden. Als größte Entfernung eines Ringvogels wurde die Strecke Labrador - Natal (Südafrika) bei einer Küstenseeschwalbe festgestellt. Auch andere Zweige der Vogelbiologie ziehen Nutzen: es lassen sich nur so genauer ermitteln die Ortstreue gegenüber dem Heimatplatz (ungefähr 80 % der Ringfunde zur Brutzeit erfolgen in der Heimat), Umfang des Brutgebiets eines Vogels (Rotkehlchen z. B. etwa 6000
qm), Gattentreue (amerik. Zaunkönig hatte in 2 Jahren mit 3 Gatten in 4 Bruten 27 Junge), Lebensdauer (Höchstfall eines Ringvogels — Silbermöwe — bisher 25¹/₂ Jahre) usw. Diese Ergebnisse haben teilweise auch prakt. Bedeutung, insbesondere für den Vogelschutz, aber auch für Jagdwissenschaft und Fischereiwirtschaft (Reiherberingung).