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Brockhaus
Name a Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise
ID b brhe•e15•v21•b•B•Biologisch-dynamische_Wirtschaftsweise
Category d entry
Attributes
PageID q p11300—p11400
Scan v Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise
Text w

Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Ergänzungsband A—Z (1935), S. 113—114.

Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, eine nach Richtlinien Rud. → Steiners (Bd. 18) von der naturwissensch. Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaften in Dornach (Schweiz) ausgearbeitete Wirtschaftsweise der Landwirtschaft, die die lebendigen Kräfte des wachsenden pflanzl. und tier. Organismus fördern soll. Die Grundsätze sind: 1) strenge Vermeidung der künstlichen Düngemittel, 2) reichliche Verwendung von Stallmist (zumal Kuhmist und Kompost, dagegen nicht menschl. Fäkalien) unter Zusatz bestimmter Stoffe, denen besondere Strahlenwirkung zugeschrieben wird, 3) genaue Berücksichtigung der Mondstellung bei der Aussaat (Getreidearten einschl. Mais »Vollmondpflanzen«, die Hülsenfrüchte »Neumondpflanzen«), 4) häufiger Wechsel in der Fruchtfolge und Bevorzugung von Mischfrucht (z. B. Hafer—Lupine, Gerste—Linse, Wintergerste—Wintererbse) auch auf Wiesen und Weiden (Gräser, Klee und Kräuter) und im Forst (Mischwald) als Abwehrmittel gegen Bodenmüdigkeit, Verarmung der Bodenflora im Bereich einer und derselben Pflanze und damit des Ertragrückganges, gegen Krankheitsanfälligkeit der Kulturpflanzen, gegen Menschen- und Viehkrankheiten und Milchverschlechterung, 5) Vermeidung chem. Mittel gegen Pflanzenkrankheiten, weil sie den Boden vergiften und Pflanze, Tier und Mensch schädigen sollen.
Die künstlichen Düngemittel sollen Güte und Geschmack der Pflanzen und der mit ihnen gewonnenen Futter- und Nahrungsmittel ungünstig beeinflussen. Auf ihre Anwendung soll die Zunahme gewisser Krankheiten (Magen-Darm-Störungen, Krebs, Arterienverkalkung, nervöse Zustände) in der letzten Zeit zurückgehen. Viel förderlicher Einfluß auf Pflanzenwachstum und Samenansatz wird den kosmischen (Weltraum-) und terrestrischen (Erd-) Strahlen zugeschrieben. Diese sollen bes. reichlich von gewissen Heilpflanzen ausgehen, wie Baldrian, Löwenzahn, Brennessel, Kamille, Schachtelhalm. Zum »Konzentrieren der Gestirnstrahlen« dient Quarzmehl, zum Sammeln der »terrestrischen Strahlungen« Stallmist. Durch Vermischen dieser Stoffe mit den erwähnten Heilpflanzen nach besonderer Vorschrift meint man für den Landwirt empfehlenswerte, im Handel erhältliche Präparate zu gewinnen, die, in Kuhhörner gefüllt, im Laufe von Wochen auf Stallmist und Kompost ihre starke Wirksamkeit übertragen sollen. Diese Ansichten der Anthroposophen über Düngung stimmen mit denen der modernen Agrikulturchemie nur darin überein, daß der natürl. Dünger als eine unentbehrliche Ursache der das Pflanzenwachstum fördernden → Bodengare (Bd. ) gewertet wird. Die theoret. Begründung für dieses Düngungssystem und die angeblich schädliche Wirkung der künstlichen Düngemittel auf Mensch, Tier und Pflanze wird von der Agrikulturchemie abgelehnt. Nach dieser hat Düngung zwei Aufgaben: die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit, die hauptsächlich den Humusstoffen und andern Kolloiden zuzuschreiben ist, und die Erfüllung des Bodens mit Pflanzennährstoffen, die im intensiven Landwirtschaftsbetrieb (ohne Schwarzbrache) für Höchsternten nur bei Zugabe von künstl. Düngemitteln gewährleistet wird. Für eine schädliche oder entwertende Wirkung richtig bemessener Kunstdüngung auf die Feldfrucht oder ihre Verzehrer ist kein Anhalt bekannt. (→ Kunstdünger, Bd. 21.) Die Erprobung der B. W. auf eigenen Versuchsfeldern und Gütern betreibt der Versuchsring Anthroposophischer Landwirte in Deutschland e. V. (Geschäftsstelle Bad Saarow i. d. Mark).
References x
Grohmann: Die Pflanze als dreigliedr. Wesen in ihren Wechselbeziehungen zu Erde und Mensch (1929); Gäa-Sophia, Jahrb. der Naturwissenschaftl. Sektion am Goetheanum, Bd. 4, Landwirtschaft (1929); Schomerus: Die B. W. im Obst- und Gartenbau (1932); M. K. Schwarz: Ein Weg zum praktischen Siedeln (1933); Bartsch: Die B. W. (4. Aufl. 1934); Scharrer: Biolog.-dynamische Düngung im Lichte der Agrikulturchemie (Chemikerzeitung, 1934). — Demeter (Monatsschrift für B. W., seit 1926).

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