Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Ergänzungsband A—Z (1935), S. 55.
✶Atmung. Das
Atmungsferment (O. Warburg, 1926), ein Hämin, ist an die Oberflächen der inneren kolloidalen Zellstruktur gebunden und deshalb narkotisierbar. Es ist sauerstoffreicher als das Bluthämin und bildet einen Übergang zu den aus Chlorophyll gewinnbaren Phäohäminen. Die Wirkung beruht auf einem Wertigkeitswechsel des in ihm enthaltenen Eisens. Sauerstoff oxydiert es zu dreiwertigem Eisen und dieses oxydiert die zu verbrennenden Stoffe, wobei es selber wieder zweiwertig und zur Aufnahme neuen Sauerstoffes fähig wird. So wird eine Übertragung und Aktivierung des Sauerstoffes erreicht. Blausäure lähmt die Atmung der Zellen, weil es die Sauerstoffabgabe aus dem dreiwertigen, Kohlenoxyd, weil es die Sauerstoffaufnahme durch das zweiwertige Eisen verhindert. Der aktivierte Sauerstoff wird über häminähnliche, aber nicht mehr aktivierend wirkende Zwischenspeicher (Zytochrome) erst stufenweise auf die Stoffe übertragen. Im typischen Fall scheint das Atmungsferment hauptsächlich die Vereinigung des Sauerstoffes mit dem durch dehydrierende (Wasserstoff abspaltende) Fermente aus den Nährstoffen freigemachten Wasserstoff zu Wasser zu ermöglichen, also die stark energieliefernde Knallgasreaktion. Einige andere chem. Vorgänge der Zellatmung treten in normalen Zellen hinter diesem Mechanismus sehr zurück. Dahin gehört das
gelbe Atmungsferment, das → Laktoflavin (Bd. 21) enthält und nicht durch Blausäure vergiftet wird. Es überträgt Sauerstoff auf Zuckerphosphate und ist mit etwa 0,1—0,5 % an der gesamten Sauerstoffübertragung beteiligt.