Ausgleichskassen, innerhalb einzelner Wirtschaftszweige für Arbeiter oder Angestellte geschaffene Kassen, aus denen diesen Lohn- oder Gehaltszuschläge auf Grund ihres Familienstandes gewährt werden (→ Familienstandslohn, Bd. 21). Dadurch, daß diese Zahlungen zu Lasten der A. gehen, also den einzelnen Arbeitgeber nicht unmittelbar belasten, wird verhindert, daß kinderreichen Familienvätern die Erlangung einer Arbeitsstelle erschwert wird. Außer den Beiträgen der Arbeitgeber, die lediglich nach der Zahl der von ihnen beschäftigten Arbeitskräfte herangezogen werden, können auch Beiträge der Arbeitnehmer erhoben werden. Die A. sind zuerst in Frankreich entstanden, wo sie als Caisses de Compensation oder Caisses d’Allocations Familiales bezeichnet werden. Die erste war die A. des Verbandes der Metallindustriellen zu Grenoble i. J. 1918. Da die franz. Industrie infolge des häufigen Arbeitermangels die ungünstigen Wirkungen des Geburtenrückgangs unmittelbar zu spüren bekam, breitete sich das System der A. rasch aus, so daß 1926 bereits 195 A. mit 14 000 angeschlossenen Unternehmungen und 1,3 Mill. Arbeitern bestanden, die über 200 Mill. Fr an Familienzulagen bezahlten. Das erste Land, das A. gesetzlich einführte, war Belgien, wo aus ähnlichen Ursachen wie in Frankreich priv. A. für einzelne Industriezweige seit 1921 entstanden waren. Durch Ges. v. 4. Aug. 1930 wurde der Beitritt zu einer A. für jeden Arbeitgeber vorgeschrieben. Im Deutschen Reiche besteht seit 1919 eine priv. A. für angestellte Apotheker. Die Beiträge werden je zur Hälfte durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer gezahlt; die Kasse gewährt Dienstalters-, Frauen- und Kinderzulagen. 1934 wurde eine A. der Kassenärztl. Vereinigung Deutschlands geschaffen, die Kinderzulagen nur für kinderreiche Familien mit 4 und mehr Kindern, ferner Zulagen für ärztl. Tätigkeit in Notstandsgebieten zahlt. Über die Verallgemeinerung des Systems der A. → Ausgleich der Familienlasten, Bd. 21.