Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Ergänzungsband A—Z (1935), S. 112.
✶Binnenschiffahrt. Die besondere Stellung der B. im gesamten Verkehrswesen beruht auf den niedrigen Kosten, denen allerdings auf der andern Seite die Langsamkeit der Beförderung und die Naturgebundenheit der Verkehrsleistung (Abhängigkeit vom Wasserstand, Frost, Eisgang usw.) gegenübersteht. Sie eignet sich. infolgedessen in erster Linie für die Beförderung haltbarer Massengüter geringeren Wertes. An den beförderten Gütern sind deshalb Kohle (etwa 40 % der gesamten Beförderungsmenge), Erze, Steine und Erden, Düngemittel und Getreide ausschlaggebend beteiligt. In der Beförderungsleistung der deutschen B. steht das Rhein- und Elbegebiet an der Spitze; von einer Leistung von 18 045 Mill.
tkm i. J. 1932 entfielen 10 376 Mill. auf das Rhein- und 3152 Mill. auf das Elbegebiet. Der Bestand an Binnenschiffen im Deutschen Reich war der folgende:
Der bedeutendste deutsche Binnenhafen ist Duisburg-Ruhrort mit einem Gesamtverkehr von 11 267 Mill. t i. J. 1933; es folgen in weitem Abstand Mannheim-Ludwigshafen (7272 Mill. t), Hamburg (7238 Mill. t), Berlin (6607 Mill. t) und Stettin (3145 Mill. t).
Technisch vollzieht sich die B. in der Form der Eilschiffahrt (durch Schiffe mit eigener Triebkraft) oder der Schleppschiffahrt (Fortbewegung einer Anzahl miteinander verbundener Kähne durch ein besonderes Schleppschiff). Unternehmungsformen sind die Reederei und die Einzelschiffahrt (Klein-, Privat-, Partikulierschiffahrt); der Frachtraum der deutschen B. entfällt annähernd zu gleichen Teilen auf die Reedereien und die Einzelschiffer.
Die gesamte beförderte Gütermenge betrug 1913 (jetziges Reichsgebiet) 97,2 Mill.t und erreichte 1929 einen Höhepunkt mit 110,8 Mill. m, von dem sie bis 1932 auf 73,6 Mill. m absank. Die beförderte Gütermenge macht etwa ein Viertel des Eisenbahngüterverkehrs, die tonnenkilometrische Leistung mehr als ein Drittel der Leistung der Eisenbahnen aus.