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Brockhaus
Blutgruppenuntersuchung: Übersicht über die Vererbung der Blutgruppen.

Blutgruppenuntersuchung: Übersicht über die Vererbung der Blutgruppen.

Name a Blutgruppenuntersuchung*
ID b brhe•e15•v21•b•B•Blutgruppenuntersuchung
Category d entry
Attributes
PageID q p12200—p12300
Scan v Blutgruppenuntersuchung
Text w

Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Ergänzungsband A—Z (1935), S. 122—123.

Blutgruppenuntersuchung. Über die durchschnittliche Häufigkeit der Blutgruppen A, B, AB und 0 (Null) hat das Leipziger Hygienische Institut bis zum Jahre 1933 an 76 000 Deutschen aller Gaue Untersuchungen vorgenommen, die für A 43,2 %, B 12,5 %, AB 5,3 % und für 0: 39,0 % ergaben. Die Zahlen schwanken innerhalb Deutschlands (Karte 33 a). Die Blutgruppenzugehörigkeit eines Menschen ist während seines ganzen Lebens unveränderlich, nur die Stärke der Reaktion kann schwanken. Die B. wird neuerdings von den Gerichten als schlüssiges Beweismittel in Vaterschaftsprozessen anerkannt.
Die B. kann bei planvoller Untersuchung auch wertvolle Aufschlüsse in Fragen der Rassengeschichte geben, wobei die geogr. Verteilung der Blutgruppen von Bedeutung ist. So ist innerhalb Asien-Europa die Blutgruppe A am häufigsten in Nordwest- und Westeuropa und nimmt nach Asien hin ab. Umgekehrt ist B am häufigsten in Asien und nimmt westwärts, auch innerhalb Europas, fortschreitend ab. Diese Abstufungen lassen sich kaum anders erklären als aus Ostwanderungen europider und Westwanderungen mongolider Völker, die zurückreichen können bis in die frühestes Menschheitsgeschichte. Auch in andern Gebieten der Erde kann man die verhältnismäßige Häufigkeit von A und B mit der Rassenschichtung in Verbindung bringen. Für 0 ist am bemerkenswertesten, daß es bei Indianern um so mehr vorherrscht, je weniger diese mit Weißen vermischt sind. Einzelne Gruppen haben bis zu 99 % 0-Blut. Hieraus darf geschlossen werden, daß A und B (und damit auch AB) den Indianern ursprünglich fehlten. Ähnlich verhalten sich die Eskimo. — Im Erbgang erweisen sich die Blutgruppen A und B als überdeckend (dominant; sie sind also im Erscheinungsbild stets erkennbar) gegenüber Blutgruppe 0, die überdeckbar (rezessiv) ist, also von einem Elter her wohl ererbt sein kann, ohne im Erscheinungsbild erkennbar zu sein. — Die in einer Bevölkerung vorhandenen Erbanlagen für die Blutgruppen A, B und 0 werden als p, q und r bezeichnet.
Neben den vier sog. klass. Blutgruppen A, B, AB und 0 kennt man seit Landsteiners Untersuchungen (1927) noch die sog. Blutfaktoren, die in den roten Blutkörperchen vorkommen; sie wirken, wenn Menschenblut Kaninchen eingespritzt wird, als Antigene, d. h. sie rufen im Serum der betr. Kaninchen die Bildung von spezif. Agglutininen hervor. Landsteiner hat in menschl. roten Blutkörperchen drei von ihmals M, N und P bezeichnete Blutfaktoren gefunden; P findet sich hauptsächlich bei Negern, bei Europäern anscheinend nur selten. Da die Faktoren einzeln und zusammen auftreten können, so gibt es in Europa tatsächlich 3 Klassen: M (durchschnittliche Häufigkeit 30 %), N (20 %) und MN (50 %). M und N treten stets reinerbig auf, MN spalterbig. Erbschematisch betrachtet besitzt also eine Person der Gruppe M die beiden Erbeinheiten MM, eine Person der Gruppe N die beiden Erbeinheiten NN, eine Person der Gruppe MN eine Einheit M und eine Einheit N. Der Erbgang dieser Faktoren ist dominant. Die Unterdrückung eines Erbfaktors findet nie statt. Ein Kind z. B. mit den Faktoren MM muß den einen Faktor M von der Mutter und den anderen vom Vater ererbt haben. Enthält der als Vater in Betracht kommende Mann nicht den entsprechenden Faktor M in seinem Blute, so kann er nicht Vater des Kindes sein. Die gerichtliche Verwertbarkeit auch dieser Blutfaktoren ist nicht mehr zweifelhaft.
Unter der Annahme, daß bei einer → Bluttransfusion (Bd. 3) vor allem die übertragenen Blutkörperchen nicht in den Blutgefäßen des Empfängers durch dessen Serum agglutiniert werden dürfen, läßt sich folgendes Schema der Transfusionsmöglichkeiten zwischen Angehörigen ungleicher Blutgruppen aufstellen:Blutgruppeuntersuchung: Transfusionsmöglichkeiten.Danach wäre also die Gruppe 0 Universalspender, AB Universalempfänger. Da aber manchmal im Falle ungleicher Blutgruppen auch Störungen durch die Serum-Antikörper des Spenderblutes (im wesentlichen hämolytische Erscheinungen) ausgelöst werden, so nimmt man nach Möglichkeit nur Transfusionen zwischen Angehörigen gleicher Blutgruppe vor.
References x
K. Lüdicke: Der heutige Stand der B. und ihre Anwendbarkeit für den Unterhaltsprozeß (1931); Handb. der Blutgruppenkunde, hg. v. Paul Steffan (1932); Fr. Schiff: Die Technik der B. (3. Aufl. 1932), Die Blutgruppen und ihre Anwendungsgebiete (1933); Die Blutgruppenbestimmung in Vaterschaftsprozessen. Gemeinverständlich dargestellt von dem Hygien. Inst. der Hess. Landes-Universität Gießen (1933); W. Schumacher I und P. Schumacher-Weber: Die Blutprobe als zivil- und strafprozessuales Beweismittel nach deutschem und ausländ. Recht (1933); Schütz: Blutgruppen (Handwörterb. der Naturwissenschaften, Bd. 2, 2. Aufl. 1933): E. Putter: Blut-Gruppen (1934); M. Hesch: Die rassengeschichtliche Bedeutung der Blutgruppenverteilung (Congr. Internat. Sc. Anthrop. Ethnol. London, 1934); B. Mueller: Technik und Bedeutung der B. für die gerichtl. Medizin (1935).
Relatives
Pictures Z Blutgruppenuntersuchung: Übersicht über die Vererbung der Blutgruppen.

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